17048 NRM | Realisierungs- und Ideenwettbewerb der REHA-Einrichtungen der Stadt Radolfzell, Mettnau (1.Platz)

Projekt-Id:
17048 NRM
Leistungen:
Realisierungs- und Ideenwettbewerb, LPH 1-9
Bauort:
Mettnau
Baujahr:
2018-2020
In Kooperation:
plandrei GmbH, Erfurt

Die herausragende Lage und Landschaft der Mettnau macht einen verantwortungsvollen und sensiblen Umgang mit der geplanten Baumaßnahme erforderlich. Es soll ein besonders nachhaltiges und gesundes Gebäude geschaffen werden, in dem der Gast im Einklang mit der Natur neue Kraft und Energie tanken kann. Die vorhandene Struktur ist geprägt von vielen Jahren baulicher Erweiterungen, welche insbesondere funktionalen Zwängen unterlag und nunmehr heterogen erscheint. Mit der geplanten Erweiterung sowie der perspektivisch angedachten Verlagerung der Werner-Messmer-Klinik soll sich dieser Eindruck nicht verstärken sondern eine Neuordnung der Anlage vollzogen werden.

NACHHALTIGKEIT
Im Sinne der Nachhaltigkeit wird der Suffizienzgedanke bei der Entwicklung des Geländes vorangestellt. Die Baumasse wird auf ein Minimum reduziert, Teile der Gebäude werden in das Untergeschoss verlegt. Die Kompaktheit macht sich bei Energieverbräuchen sowie bei Unterhaltungskosten bezahlt. Erdgeschossig zugängliche Dachflächen werden intensiv als Hof- oder Gartenfläche genutzt, die restlichen Dachflächen werden extensiv begrünt. Der barrierefreie Zugang zu allen Bereichen ist in einer Rehaeinrichtung selbstverständlich. Die öffentliche Durchwegung des gesamten Klinikbereiches sowie die Aufnahme der Wegeverbindungen zwischen Stadt, Schiffsanleger und Mettnauturm sind Teil des Konzeptes und tragen zur Akzeptanz bei der ansässigen Bevölkerung bei. Helle Verbindungsgänge und ein barrierefreies Leitsystem sind insbesondere bei älteren Nutzern wichtige Instrumente, sich allein im Gebäude zu bewegen. Dezentral angeordnete Wartebereiche, ausgebildet als bequeme Sitzecken, führen zu einer hohen Aufenthaltsqualität im Gebäude. Der größtmögliche Einsatz einheimischen Holzes in der Tragkonstruktion und in sichtbaren Oberflächen trägt neben der Reduzierung der Primärenergie der Konstruktion auch maßgeblich zur Behaglichkeit im Gebäude bei. Als Dämmung werden ebenfalls Holzfaserdämmstoffe eingesetzt. Durch den Abriss des bisherigen medizinischen Bereiches ist auch das Wiederherstellen der Heizzentrale erforderlich. Diese soll in unmittelbarer Nähe der bisherigen Anlage errichtet werden um möglichst das bestehende Verteilernetz nutzen zu können. Sollte es in diesem Zusammenhang zu einem Wechsel der Technik kommen müssen, wird eine Umstellung auf eine Holz-Hackschnitzelanlage als Blockheizkraftwerk empfohlen. Der dafür erforderliche Tank könnte unterirdisch angeordnet werden und von der Zufahrtsstraße beliefert werden.

 

HERMANN-ALBRECHT-KLINIK ERSCHLIESSUNGSKONZEPT
Klare Strukturen und Linien ersetzen das bestehende heterogene Bild und führen zu einer Beruhigung der Situation. Die herausragende Umgebung sowie das Scheffelschlösschen, der Park mit dem Baumbestand sowie der Landungssteg bieten die Möglichkeit das Ambiente historischer Kuranlagen herauszuarbeiten. Hierfür wird der Bereich des Schlösschens von Bebauung frei gestellt und ein Kurgarten angelegt. Die Landschaft erobert sich diesen Teil der Anlage zurück, der Durchblick aus dem Garten nach Norden wird frei.

Die Erschließung erfolgt über den neu angelegten Straßenverlauf von Norden. Das Funktions- und Verwaltungsgebäude wird klar aus der sonst streng kompakten Anlage herausgezogen und bildet so die eindeutige Eingangsgeste. Man betritt den Gebäudekomplex somit in zentraler Achse über das Untergeschoss des Medizin- und Verwaltungsbaues. Ein großzügiger Gartenhof vermittelt Ruhe und gibt gleichzeitig die Orientierung. Von hier gelangt man in die zentrale Erschließungsmagistrale, welche westlich zu den Sport- und Therapiebereichen führt sowie östlich zu den Bettenhäusern. Im Bereich des Scheffelschlösschens ist der Erschließungsgang bewusst nur im Untergeschoss geführt. Im Erdgeschoss unterstreicht ein Kolonnadengang das Ambiente einer Rehabilitationseinrichtung. Bei schönem Wetter werden die Patienten hier am Scheffelschlösschen entlangwandeln.

Die zentrale Achse ist so angelegt, das der Gast durch Außenbezüge jederzeit die Orientierung im Gebäude behält. Alle Bereiche der Klinik sind von hier aus erreichbar. Das neu geschaffene Bettenhaus der Herrmann-Albrecht-Klinik vollendet die bereits bestehende 3er-Gebäudeformation. Mit der Lage des Speiseraumes zum Scheffelschlösschen wird dessen Ausbildung zum Herzstück des Rehazentrums gestärkt. Die Zimmer in den Obergeschossen sind Ost-West-ausgerichtet und bieten so allen Bewohnern den Blick in Richtung Bodensee. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Therapie- und Sporteinrichtungen untergebracht. Dabei werden die vorhandenen Strukturen weitestgehend genutzt und durch Umstrukturierung klarer geordnet. Die Umkleiden und Sanitärbereiche dienen als Schleusen und definieren damit den Nassbereich mit Barfußgängen. An der Nordseite begradigt eine neue Schiene mit Therapieräumen die vorhandene heterogene Struktur. Hier befindet sich dann auch der Eingang für die öffentliche Nutzung der Schwimm- und Sporthalle.

WERNER-MESSMER-KLINIK
Die Werner-Messmer-Klinik wird süd-und westseitig an das Kurmittelhaus angebaut. Deren fußläufige Erschließung erfolgt direkt über den Kreisverkehr in die Stirnseite des Glasverbinders und ist somit für den aus Radolfzell ankommenden Besucher leicht wahrzunehmen. Entlang der gläsernen Magistrale binden südseitig 3 Bettenhäuser an, westlich des Kurmittelhauses befindet sich ein weiteres Bettenhaus. Die Zimmer sind wie in der HAK Ost-West-ausgerichtet und bieten somit ALLEN Bewohnern den Blick in Richtung Bodensee.

Die Häuser werden durch ihre Ausrichtung von der Seeseite als einzelne Gebäude wahrgenommen, womit der Gesamtanlage eine gewisse Leichtigkeit verliehen wird. Die medizinischen Einrichtungen befinden sich sowohl im Erdgeschoss der Bettenhäuser als auch im Souterraingeschoss im Eingangsbereich. Hier wird über einen landschaftsplanerisch gestalteten Tiefhof die entsprechende Qualität geschaffen. In den Erdgeschossen der 3 Bettenhäuser befinden sich der MTT/MBOR und Sportbereich, der Nassbereich mit Sauna und Therapiebecken und der Speiseraum. Der Speiseraum ist adäquat zur HAK zum Scheffelschlösschen ausgerichtet, in den Sommermonaten verzahnt sich dieser Bereich somit mit dem Kurgarten.